Dieser Beitrag wurde am 13. Dezember 2016 veröffentlicht und zuletzt am 31. Oktober 2022 von Sascha aktualisiert

Am Start in Rengsdorf

Ab 11:00 konnte man die Startunterlagen abholen, seinen Dropbag abgeben und so traf ich auch pünktlich in Bonn im Zielgebiet ein um mich mit Frau Laufstrumpf zu treffen. Da ich ein wenig früher dort ankam als sie, erledigte ich meinen Kram schon mal und ging ihr dann entgegen. Traf sich ganz gut denn sie war am Tag davor ohne eigenes Auto angereist und war dementsprechend bepackt. Da konnte ich Gentleman spielen und ihr den Koffer tragen.

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Da die Abfahrt und das Briefing erst für 12:45 bzw. 12:15 angesetzt waren, gingen wir noch mal los um uns einen Kaffee zu besorgen. Nicht weit von der Halle war in kleiner Kiosk bei dem wir fündig wurden. Das Briefing war kurz und enthielt alle wichtigen Informationen die man so braucht. „Folgt dem Rheinsteigsymbol“ „Wenn ihr mal keine Markierung mehr seht, geht zurück bis zur Letzten die ihr finden könnt“, „Wenn ihr aussteigen wollt / müsst meldet auch beim Race Director Stefan oder dem jeweiligen VP ab“.

Als wir in den Bus stiegen der uns von Bonn nach Rengsdorf bringen sollte schien die Sonne und es war herrlichstes Winterwetter, allerdings ohne Schnee und dem ganzen ungemütlichen Zeug. Kalt, sonnig und trocken. Gar nicht so übel.

In Rengsdorf angekommen bekamen wir noch flott die Einweisung in den Tracker (wie man den Akku einlegt) und wurden um kurz nach 14:00 auf die Strecke geschickt. Ein Start-Selfie durfte natürlich auch nicht fehlen, dieses Mal sogar ohne Zunge.

Es ging also los, das Abenteuer Kleiner KoBoLt und wir liefen allesamt froh und munter den Rheinsteig entlang. Nach ein paar Kilometern lief Karen auf uns auf und begleitete uns ein Stück. Wir unterhielten uns darüber wie schön die Aussicht doch sei, auch wenn man sie öfter sieht.

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Frau Laufstrumpf schwärmte zwischendurch nämlich auf jeder Kuppe darüber wie schön das „mit den Bergen dahinten“ so aussah. Ich schätze wenn man hier öfter läuft gewöhnt man sich zu schnell an den Anblick. Nach nur 6 km überholte uns der erste der Glorreichen 7, Tobias Krumm. Aktuell sind die Ergebnisse noch nicht online, aber ich gehe mal davon aus dass er das Ding auch gewonnen hat. Den relativ flachen Kölnpfad über 172 km lief und gewann er übrigens in 18:21 Stunden, den 140er KoBoLt hat er 2014 und 2015 auch gewonnen. Seine DUV Statistik ist trotz seiner noch jungen Ultralaufkarriere jetzt schon der Hammer.

Er überholte uns quasi kurz vor bevor wir die Fotos mit den Schafen gemacht haben, bei dem Tempo hat man für solche Späße natürlich keine Zeit. Naja dafür er weitaus mehr Schlaf in dieser Nacht bekommen haben, hat halt also so seine Vor- und Nachteile :)

Naja wie Wahl habe ich so ja nicht wirklich, ich bin einfach nicht so schnell.

Rengsdorf bis VP1 – Rheinbrohl km 35

Gegen 16:30 ging dann so langsam die Sonne unter und wir packen die Lampen aus. Das wird so ca. beim km 15-18 gewesen sein. Als wir dort oberhalb von Leutesdorf standen, kam ein Wanderer vorbei und erkundigte sich was wir hier so machen würden, wo wir her kamen etc. Die üblichen Fragen die man sich so auf einem Wanderweg stellt, wenn man sich trifft. Auf unsere Antwort dass wir von Rengsdorf aus über den Rheinsteig nach Bonn wollten fragte er nur „und das muss in der Nacht sein?“. Meine Antwort war ein einfaches „Scheint so“.

Die Frage zeigt finde ich ganz gut wie bekloppt so manche Ultraveranstaltung eigentlich ist.

Bis Anbruch der Dunkelheit lief es ganz gut, danach fingen die ersten Schwierigkeiten mit der Orientierung an und wir liefen ein paar Extrakilometer. Der Rheinsteig ist zwar vorbildlich markiert, aber ich rechnete aus Erfahrung dennoch mit ein paar Verlaufern. Es gibt da zwei Faktoren die das immer wieder begünstigen, erstens wird man m

it der Zeit müde und unaufmerksam und zweitens sieht man eben auch nur die Schilder die sich im Sichtfeld der Lampe befinden.  Da können in der dunklen Nacht noch so viele Schilder an Bäumen und Co hängen, wenn man da im falschen Moment nicht hinschaut übersieht man sie einfach. Aber genau das gehört eben auch zu den meisten langen Läufen auf offiziellen Wanderwegen. Its part of the game!

Im Vergleich zum letzten Jahr musste der erste VP etwas nach hinten verlegt werden, da es wohl ein paar Unstimmigkeiten wegen der bisherigen Adenauer Hütte gegeben hatte. Ein Teil der Zufahrtswege führten wohl über privaten Grund etc.  Der neue VP war aber genauso gemütlich und befand sich in / unter einem Schuppen oder irgendwas anderem mit Dach. Dank Heizstrahler und heißer Suppe war es auch nicht wirklich ungemütlich und lud im Gegenteil eher dazu ein dort länger als nötig zu verweilen.

Kurz vor diesem VP trafen wir noch auf Anke, die später die 140er Variante als 1. Frau und schnellste Frau ever mit 21:05 gewinnen sollte. Flottes Ding die Anke, wieder jemand der 2016 so richtig Gas geben konnte. Und ich durfte mit ihr schon Pizza essen bevor sie so eine Rakete war, naja schnell war sie da auch schon.

Ich merkte dass ich es sonst gewohnt bin etwas früher an einen VP zu kommen, denn meine 1,5 Liter Wasser waren komplett aufgebraucht. Warum zu Höhle ich nur die Blase mitgenommen habe und nicht noch eine oder zwei Softflasks weiß ich nicht so genau. Ich kann es mir nur so erklären dass ich eigentlich mit kälterem Wetter und somit gefrorenen Schläuchen an den Flasks gerechnet hatte, denn ich hatte auch meine Isolation am Schlauch der Trinkblase angebracht. Ziemlich unnötig bei den Temperaturen ehrlich gesagt. Frau Laufstrumpf hing mir auch schon seit ein paar Kilometer in den Ohren dass sie Hunger hätte. Es wurde also wirklich Zeit für den VP.

Wir füllten die Trinkblasen auf, aßen Suppe und Kuchen und wärmten uns kurz auf bevor wir wieder aufbrachen. Die ersten Meter waren schlimm, saßen wir doch am VP vor einem Heizstrahler und mussten jetzt wieder raus in die Kälte. Mir froren schier die Finger ab, trotz Handschuhe und ich freute mich auf meine wärmeren Handschuhe im Dropbag. So liefen wir also weiter und ganz langsam wurden wir wieder warm. So wirklich kalt war es ja in dieser Nacht nicht, also im Vergleich zu den letzten Nächten hier in der Gegend.

Zu dem Zeitpunkt waren wir etwa bei km 35 laut meinen Aufzeichnungen, mit einem Schnitt von knapp 10 Minuten pro Kilometer waren wir ganz anständig unterwegs. Ziel war ja vom Moment der Anmeldung an „nur“ ein Finish für Frau Laufstrumpf und bis dahin sah es auch ganz gut aus. Pünktlich zum Start schlich sich bei ihr allerdings ein wenig Rotznase und ein Kratzen im Hals ein. Noch ein Grund den 100 er mehr als gemütlich anzugehen und uns keinen Druck zu machen.

Bei 24 Stunden CutOff kann man die 106 km ja im Grunde auch komplett wandern. Bei den meisten Ultratrails mit 100 und mehr Kilometern muss man für ein Finish lediglich die 5 km/h schaffen, was mit frischen Beinen sehr langsam klingt, zugegeben. Wenn man aber irgendwann einfach nicht mehr kann, körperliche und mentale Probleme bekommt oder die Strecke einfach zu technisch wird, sind 5 km/h für Otto-Normal-Ultraläufer nicht immer einfach zu halten. Mit Blasen an den Füßen können 5 km/h verdammt schnell sein.

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Sascha Rupp

Sascha Rupp

Ich laufe gerne weit und lange, mittlerweile fast ausschließlich abseits der Straße und meist weit weg von Asphalt. Trailrunning ist meine Art zu laufen, denn auf dem Trail oder im Wald, da finde ich Ruhe und Entspannung. An Bestzeiten bin ich nicht interessiert, Distanz ist, was mich reizt.View Author posts

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