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Dieser Beitrag wurde am 13. September 2016 veröffentlicht und zuletzt am 31. Oktober 2022 von Sascha aktualisiert

Das Müllertal und ich

Das Müllertal nahe dem luxemburgischen Echternach, oder nahe von zu ziemlich jedem Ort im kleinen Luxemburg oder auch die kleine luxemburgische Schweiz ist ein Traum für jeden Wanderer, Läufer oder Naturliebhaber allgemein. Es verdankt seinen Namen den Sandsteinfelsen die über die Jahrtausende u.a. von der Sauer ausgehöhlt wurden. So bewegt man sich nahezu immer unter dem normalen Level über verschlungene Pfade, durch Spalten und über Wasserläufe. Schon bei meinem ersten Besuch im April, war ich total von den Socken. Ich bin, wie ich finde ja hier in meiner Gegend schon echt gesegnet mit tollen Trails und tue mich auf fremden Trails oft schwer wahre Begeisterung zu zeigen, aber das Müllertal ist einfach ein Traum mit seinen Steinformationen und seiner Wildheit.

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Im April hatte Martin erwähnt dass eben jetzt im September dort eine offizielle Veranstaltung stattfinden würde, der Leopard Ultra Trail im Müllertal. Wir beiden waren uns einig dort die große Ultrastrecke (112 km / 2800 Hm) zu buchen und somit den ganzen Tag im Paradies zu verbringen. Wie das Leben aber nun mal so spielt, vergaß ich im letzten viertel Jahr mehr oder weniger meinen Laufplan komplett und lief nur noch das Nötigste. Ich verschlief die Anmeldung, hatte mit den persönlichen Veränderungen und dem daraus resultierenden Umzug einfach andere Dinge um die Ohren. Martin hingegen zog es durch und startete dann auch bei der ersten Ausgabe und er startete nicht nur, er kam auch nach nicht mal 19 Stunden ins Ziel! Glückwunsch an dieser Stelle!

Relativ kurz vor dem Termin lernte ich Carina kennen, wobei wir uns aus ein paar Facebookgruppen eh schon irgendwie „kannten“. Sie wollte dort im Müllertal ihren ersten Trail über 35 km laufen, der Trail Römische Weinstraße ein paar Wochen davor war schon gut verlaufen und so sollte das jetzt die nächste Steigerung sein.

Als ich davon erfuhr, klickte ich mich auf die Veranstalterhomepage und sah dass alle drei Strecken ausgebucht waren. Klar, wer zu spät kommt den bestraft das Leben. Kennt man ja. Der UTML war aber jetzt wieder in meinem Kopf präsent und die Erinnerung an den tollen Tag im April ließen mich grübeln. Die 112 km Strecke war schon rein vom Trainingsstand unvernünftig, die 75 km Strecke wäre drin gewesen. Allerdings nicht als Selbstversorger. Es blieb also „nur“ die 35 km Strecke, die die auch Carina laufen wollte. Ich scherzte also im Vorfeld etwas herum dass ich sie begleiten würde, unser erstes Treffen bei der Brooks Tour in Koblenz machte ja ein geschäftlicher Termin zu nichte. So packte ich also am Vorabend meinen Rucksack, da es warm werden sollte legte ich mein Hauptaugenmerk auf die Wasserversorgung. Ich würde also 2,5 Liter Wasser durchs Müllertal schleppen um die 35 km zu überstehen. Futter war nicht so wichtig, da begnügte ich mich mit einer Packung Studentenfutter und ein paar Softfeigen. Ins Wasser kamen dann auch keine Kalorien sondern nur Elektrolyte. Da der Startschuss erst um 10:00 (wie geil ist das denn bitte??) fallen sollte, hatte ich sogar noch ausreichend Zeit zu frühstücken (einmal daheim und einmal im Auto) und konnte so wie gesagt größtenteils aus Nahrung unterwegs verzichten.

In Echternach angekommen

Wir trafen uns in Echternach auf einem Parkplatz, bzw. wir erkannten uns da relativ ungeplant da sie gerade ankam und Marko begrüßte. So zogen wir zu dritt in Richtung Start- und Zielbereich auf dem Echternacher Marktplatz. Dort war so eine halbe bis dreiviertel Stunde vor dem Start noch nicht allzuviel los. Die ersten Läufer begannen allerdings gerade einzutrudeln. Hab ich schon erwähnt dass um 10:00 zu starten echt Luxus ist? Wenn ich sonst irgendwo starte, bin ich um diese Uhrzeit meist schon 4-5 Stunden auf den Beinen.

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Um mir die Wartezeit zu überbrücken und nicht jetzt schon meine Wasservorräte zu minimieren kaufte ich mir am Stand eine kleine Flasche Wasser, eine sehr gute Idee wie sich später herausstellen sollte.

Laut Starterliste waren um die 120 Läufer für die kurze Distanz gemeldet. Diese 35 km sollten wir komplett auf dem Trail 2 laufen, den Trail den ich im April bereits gelaufen bin. Dementsprechend groß war meine Vorfreude.

Der Start sollte in drei Wellen erfolgen, in der erste Welle durfte / mussten die starten die gewinnen wollten, wir begnügten uns mit der zweiten Welle um vor den Walkern und Wanderern starten zu können. Der Moderator machte auf der kleinen Bühne noch seine Scherze und suchte mutige Läufer die mit den Favoriten starten wollen, auf letzeburgisch, französisch und deutsch versteht sich. Das Racebriefing fand ebenfalls dreisprachig statt, darum beneide ich die Luxemburger ja schon ein wenig, jetzt nicht zwingend wegen dem Französisch denn das könnte ich theoretisch auf sprechen wenn ich damals in der Schule aufgepasst hätte, aber um die Tatsache mal eben dreisprachig aufzuwachsen. Dementsprechend lachten bei den Witzchen die er machte auch immer eine andere Gruppe.

Nach fetziger Musik entließ uns der Bürgermeister von Echternach dann auch endlich auf die Strecke, die führte erst ein Stück durch die Fußgängerzone. Das fand ich schon beim Rennsteiglauf sehr cool, leider waren nicht so viele Menschen unterwegs. Nach nichtmal einem halben Kilometer ging es dann auch schon auf den Zuweg zum Müllertal Trail 2.

Hier staute es sich dann logischerweise etwas, was uns aber denke ich nichts ausmachte. So konnten wir wenigstens ohne schlechtes Gewissen Teile bergauf gehen. Naja die Zeiten in denen ich ein schlechtes Gewissen beim Gehen hatte, sind schon längst rum. Einige der Läufer die dort hoch liefen, sollten wir später entweder auf der Strecke oder lange nach uns im Ziel wiedersehen. Das passiert auf der langen Strecke regelmäßig und auch auf „nur“ 35 km muss man sich halt seine Körner vom ersten Schritt an einteilen. Ein guter und vor allem erfahrener Läufer kann das in der Regel, der Rest geht eben ein.

Im Grunde ging es, von ein paar Konterabstiegen abgesehen für 2 km bergauf und das Feld zog sich dadurch etwas auseinander. Ich lief des öfteren etwas vor um Fotos zu machen, oder jagte die kurzen aber knackigen Downhills hinunter. Seltsamerweise war ich der Einzige der dort Tempo machten konnte oder wollte. Leute, übt Downhills! Gibt nix geileres als sich irgendwo runter zu stürzen!

Martin, dem ich vor unserem Start eine SMS geschickt hatte, hatte ca. 61 km Vorsprung auf der Runde. Die Ultras durften allerdings auch alle drei Müllertal Trails laufen. Hier war er aber jedenfalls schon vor ein paar Stunden durchgekommen. Nach knapp 6 km kamen wir auch schon an eine meiner Lieblingsstellen. Im April hatte Alois hier von der selben Stelle aus Bilder gemacht, während ich dort sanften Downhill runterflitzen durfte.

Hier dauerte es etwas bis ich wieder an Carina und Marko ran kam, denn zwei Franzosen oder Belgier meinten den schmalen Pfad nebeneinander hinunter laufen zu müssen. Ich hätte einen der beiden schon in die Schlucht stoßen müssen um dran vorbei zu kommen. Ich hatte kurz drüber nachgedacht, wenn ich ehrlich bin. Mein Verhältnis zu den Franzmännern ist ähm gespalten wenn ihr versteht.

Wer schon mal im Müllertal war, der wird ahnen dass es nach dem Abstieg natürlich wieder nach oben ging. Logisch. Es gibt dort zwar kaum nennenswerte Anstiege die nicht laufbar sind, aber das Tal ist eben extrem wellig. Das verhindert einen ordentlichen Laufrhythmus und kostet somit echt viel Kraft.

Sehr imposant finde ich die Felsformationen die uns die ganze Strecke über umgaben. Teilweist unterspült und fast immer teils skurril zerklüftet.

Während wir so liefen und immer wieder ein paar Läufer überholten, erfuhr ich das sowohl Carina als auch Marko hier und heute ihren Distanzrekord brechen wollten. Das freute mich natürlich, denn was gibt es schöneres als in der Natur seine Grenzen zu verschieben?

Wo war denn noch gleich der erste VP?

Beim Briefing war die Rede von einem zweiten VP bzw. einer Wasserstelle. Carina hatte auf der Karte gesehen dass er in etwa bei km 8 liegen sollte. Bei Kilometer 8 kamen wir allerdings nur ein einem Brunnen vorbei, dort hing zwar ein Schild mit einem Wasserbecher aber den deuteten wir nicht so wirklich als Hinweis darauf dass wir dort unser Wasser auffüllen sollten. Zum Glück hatten wir ausreichend Wasser dabei, ich war mit meinen 2,5 Litern eh gut ausgestattet. Auf der Strecke waren allerdings auch Läufer unterwegs gewesen die eben nicht die 1,5 Liter die gefordert waren mitführten. Mir persönlich wäre das an so einem Tag zu wenig gewesen.

Erster VP bei km 20

So kam es also dass „unser“ erster VP dann bei km 20 lag. Dieser war dafür aber gut ausgestattet und die Läufer konnten und sollten dort ordentlich volltanken. Wenn ich mir aber überlege wer in der Regel Läufe über 35 km läuft, dann komme ich zu dem Schluss dass es in aller Regel keine autonomieerprobten Ultraläufer sind. Der erste richtige VP nach 20 von 35 km bei knapp 30° C ist dann doch eventuell etwas spät. Grade wenn die erste Wasserstelle schon bei km 8 liegt und erfahrungsgemäß bis dahin kaum Wasser aus den Flaschen und Blasen getrunken wird.

Ich hielt mich dann, da ich ja keine Startgebühren bezahlt hatte am VP zurück. Bis dahin hatte ich meine beiden 0,5 Liter Softflasks plus die am Start gekaufte 0,5 Liter Wasserflasche geleert. Ich wäre also, wäre ich regulärer Teilnehmer gewesen grade so mit meinem Wasser bis km 20 gekommen. Da ich bis dahin nicht einmal austreten musste, hatte ich aber tendenziell eher zu wenig als zu viel getrunken. Carina mopste mir dann aber doch noch einen der gesponsorten Energiedrinks von Leopard, ich kannte die Marke nicht und war entsprechend neugierig. Schmeckte nicht verkehrt, nur die Kohlensäure war nicht so von Vorteil.

Der zweite Teil, der spektakulärere Teil

Der zweite Teil war dann geprägt von tiefen Spalten, Schluchten und tada einer Höhle. Da wir die richtige, enge Höhle umgingen gibt es davon dieses Mal leider keine Bilder. So brauchten wir die Stirnlampe an dem Tag im Grunde auch überhaupt nicht.

Auch auf der Kurzstrecke kann einiges passieren

Denn bei kurz nach km 25 hatte ich mal einige Zeit mit Magenkrämpfen zu kämpfen. Ich weiß nicht so genau woran es lag, ob es der Energydrink oder die gelösten Elektrolyttabletten in meinem Wasser waren jedenfalls lies ich mich etwas zurück fallen und konnte das Tempo nicht mehr halten. Ich spazierte die überflüssige Luft in meinem Verdauungstrakt hinaus und überlegte kurz mich in die Büsche zu schlagen. Carina und Marko liefen in der Zeit weiter voraus, wenn auch nicht mehr ganz so flott wie zu Beginn. Ich schloss dann nach einiger Zeit wieder zu den beiden auf und wir liefen zusammen weiter. Im Briefing hatte der lustige Luxemburger etwas von zusätzlichen Kilometern erzählt, so dass wir beim 35 km Schild noch in etwa 3 oder 4 Restkilometer vermuteten. Eigentlich logisch dass die Wettkampfstrecke nicht nur 35 km lang sein konnte, wenn schon der offizielle Trail 37 km hatte :)

Auch das kann für ungeübte Läufer in einer bösen Überraschung enden, denn es ist schon ein Unterschied ob ich grade so die 35 km schaffe oder fast 40 km laufen muss. Aber das kennt man ja, grade im Gelände sind Kilometerangaben immer nur grobe Anhaltspunkte.

Kurz vor dem Ziel liefen wir dann noch auf ein paar Ultras auf, die uns locker flockig überholten. Das war toll zu sehen und schon beeindruckend.

Unseren Zieleinlauf, der wieder durch die Echternacher Altstadt führte hielt Carinas Mutter dankenswerterweise fest.

Es war weder der Zieleinlauf noch Carinas Mutter, es war der Start und ein Arbeitskollege hat das Foto geschossen ;)

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Glückliche Finisher, auch wenn irgendwie nur Carina so aussieht als hätte sie Spaß gehabt.

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2 Finisher und ein blinder Passagier

Was zeichnet die Strecke aus?

Eindeutig charakterisierend sind die Sandsteinfelsen die nahezu immer flankierend an der Strecke zu stehen scheinen, Wasserläufe und Auenlandschaften sind ein zweiter Punkt der auffällig ist. Der wohl auffälligste, zumindest im weiteren Verlauf der Strecke sind die Treppen. Treppenstufen gibt es im Müllertal zu Hauf. Ständig geht es Treppen hoch und runter, technisch nicht ganz einfach aber mit etwas Übung kann man sogar da runter ballern. Man muss es eben nur üben und ein wenig den Kopf abschalten.

Ich muss definitiv noch die beiden anderen Abschnitte laufen, die können ja quasi nicht schlecht sein. Ich komme also garantiert wieder!

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Sascha Rupp

Sascha Rupp

Ich laufe gerne weit und lange, mittlerweile fast ausschließlich abseits der Straße und meist weit weg von Asphalt. Trailrunning ist meine Art zu laufen, denn auf dem Trail oder im Wald, da finde ich Ruhe und Entspannung. An Bestzeiten bin ich nicht interessiert, Distanz ist, was mich reizt.View Author posts

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