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Dieser Beitrag wurde am 12. Oktober 2014 veröffentlicht und zuletzt am 7. November 2019 von Sascha aktualisiert

Im letzten Jahr gab ich in Carlsberg mein Debüt auf der 80 km Distanz beim 2. Saxoprint Pfalz Trail und wurde von Bonni und Dominik begleitet. Schon kurz nach dem Finish meldete ich mich wieder für 2014 an. Nicht weil es besonders gut lief, sondern weil mir die Distanz an sich Spaß bereitete und die Strecke auch wirklich toll war.

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Das Problem wenn man sich frühzeitig für einen Lauf anmeldet ist dass man nie so wirklich weiß wie man dann beim eigentlichen Lauf so drauf sein wird. Bei mir wäre es dieses Jahr eigentlich angebracht gewesen nicht zu starten da meine Vorbereitung suboptimal war. Mein Gejammer darüber wurde immer mehr je näher der Starttag kam und knapp 2 Wochen vorher schrieb ich dem Veranstalter eine Mail und wollte wissen ob ich entweder zurücktreten, ummelden oder verkürzen könne….glücklicherweise bekam ich darauf keine Antwort. Eigentlich ein Unding aber in meinem Fall war das wohl auch gut so.

Basislager „Waldnestle“

Als Basislager hatte ich auch dieses Jahr wieder die großzügige Ferienwohnung Waldnestle gewählt, ebenfalls quasi mit der Anmeldung gebucht. Ich bleibe gerne bei Dingen die bereits gut funktioniert haben. Da die Vermieterin Frau Hoock kurzfristig an meinem Tag der Anreise fort musste deponierte sie den Schlüssel zusammen mit einem kleinen Gruß.

  Auch an Bonni hatte sie gedacht, ich hatte offen gelassen ob ich sie mit nehmen würde oder nicht und mich dafür entschieden sie daheim zu lassen.  

Nachdem ich meine Startunterlagen für den Pfalz Trail abgeholt hatte, gab es noch einen kurzen Gruß an meine „Ausrüster“ Thr33ky und OrangeMud. Klar kann man quasi auch nackt solche Läufe absolvieren, aber mit der passenden Ausrüstung läuft es einfach leichter.

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Orange Mud uns Thr33ky beim Pfalz Trail

Raceday beim Pfalz Trail im Leinigerland

Mein Wecker klingelte um 04:45 da ich spätestens um 5:45 vor Ort sein wollte und je nachdem welchen Parkplatz ich zugewiesen bekommen sollte, musste ich ja noch ein paar Meter gehen. Als ich dann um halb sechs auf dem Parkplatz eintraf stand da auch schon der Shuttleservice, super Sache! Auf meine Nachfrage hin erfuhren wir dass es den Service nach dem Lauf auch wieder Retour geben würde. Das fand ich wunderbar, fiel mir der Rückweg im letzten Jahr nicht ganz so leicht.

Kurz die Zahlen zu den Teilnehmern:

*gemeldete Läufer laut Starterliste: 112
*Finisher auf der gesamten Strecke: 80
*Finisher Abkürzung AB 72 km: 10
*Finisher Abkürzung B 78 km: 5

Macht also 95 Finisher beim Pfalz Trail Ultra gesamt und somit 17 Läufer die entweder nicht gestartet sind oder vorzeitig aufgegeben haben. Interessant ist (für mich) dass von den Abkürzern AB 8/10 und von den Abkürzern B 5/5 langsamer waren als ich :)

Mit dem Wetter hatte wir wirklich Glück, in der Nacht war ich noch mehrfach wach geworden weil der Regen so laut prasselte, gegen 03:00 war dann aber Schluss.
Zum Start hatten wir dann Temperaturen um die 12 oder 13 Grad und es war trocken. Perfektes Laufwetter!
Wie es immer so ist bei Laufveranstaltungen trifft man jedes Mal bekannte oder eben bis dato unbekannte Gesichter.

Schon im Vorfeld hatten Bert und ich via Twitter mehr oder weniger klar gemacht dass wir uns treffen würden. Michael, der zweite deutsche Orange Mud Markenbotschafter hatte sich auch angekündigt. Ebenso Daniel, ein flotter Läufer der es als 11. in Ziel schaffen sollte. Wenn ich behaupten würde Yvonne und ich kannten uns schon vorher wäre das übertreiben gewesen, allerdings gehört sie ebenso wie ich zur Eichhörnchenbande von Thr33ky und so waren wir uns auch schon das eine oder andere Mal über den Weg gelaufen, sei es real oder auf FB.
Sie hatte Robert „im Schlepptau“ der wenn ich das richtig verstanden habe beim Pfalz Trail ein starkes Debüt über die 80 km, nein sogar über seine erste Ultradistanz hinlegte. Glückwunsch hierzu!

Der Start des Pfalz Trail

Pünktlich 06:30 ging es dann auch schon los und wir folgten dem Führungsfahrzeug bis wir dann nach ein paar hundert Metern auf der Straße rechts in einen Wirtschaftsweg einbogen. Dort liefen wir wieder Richtung Parkplatz 2 wo auch mein Auto stand…die paar Meter hätte ich mir ja eigentlich sparen können. Kurz nach dem Parkplatz ging es auch schon den ersten kleine Anstieg hinaus, auf einem Singletrail. Zu Anfang war der Wald noch voll mit Nebel und Feuchtigkeit so dass Weitsicht Fehlanzeige war. Aber so liebe ich den Wald, herrlich düster, nebelig und wunderbar duftend.

Als Schwarzwälder gibt es für mich eben keinen schöneren Wald als Nadelwald. Da ich drei Wochen zuvor ordentlich Probleme mit dem rechten Knie bekam war mein Ziel Nummer 1 genau dieses Knie schmerzfrei zu halten. Dazu war es nötig vor allem bergab mit angezogener Handbremse zu laufen da ich sonst recht schnell ein leichtes Stechen auf der Innenseite spürte. Zu Beginn reihte ich mich irgendwo im Starterfeld ein dass sich schon vor dem ersten VP gut auseinander gezogen hatte.

VP 1 Parkplatz Langental

Der erste VP kam bereits nach knapp 6 km und bot uns Getränke an. Einerseits noch viel zu früh, andererseits kann man auf den langen Kanten nie früh genug anfangen seinen Flüssigkeitshaushalt auszugleichen. Ich hatte vor an allen VPs zwei oder drei Becher zu mir zunehmen, dazwischen würde ich auf meine beiden Flaschen im Vest Pack zurück greifen. Diese Strategie hatte sich bereits auf diversen 80 Kilometer Ultramarathons bewährt. So lief ich mit mehr oder weniger immer den selben Läufern um mich herum relativ gemütlich durch den Pfälzer Wald.

VP 2 „Drahtzug“ und VP 3 Burg Battenberg

Beim VP 2 war ich bereits knapp 100 Minuten unterwegs und fühlte mich ganz gut, auch wenn ich alles nur kein Frühaufsteher oder gar Frühsportler bin.
An der Burg Battenberg die vermutlich aus dem 13. Jahrhundert stammt war auch schon der 3. VP erreicht. Hier lagen die ersten Dropbags für uns Läufer bereit. Keine Ahnung was man nach 23 km schon aus seinem Dropbag brauchen könnte, aber der eine oder andere Läufer tauchte in das Kellergewölbe ab um seinen Beutel zu suchen. Hier verpflegte ich das erste Mal und bediente mich an dem großzügigen Läuferbuffet. Mit knapp 2 1/2 Stunden lag ich zeitlich ungefähr da wo ich sein wollte.

Durch die Bergabstücke musste ich immer wieder Tempo rausnehmen um keine Schmerzen zu provozieren. Das war nicht wirklich leicht denn eigentlich kann ich ganz gut bergab laufen und dort auch immer wieder Läufer einsammeln. Der Pfalz Trail sollte also in dieser Hinsicht eine echte Herausforderung werden. Bergab langsamer, bergauf dafür schneller als sonst. In den letzten Trainingseinheiten hatte ich des öfteren auch des schnelle Gehen an Steigungen geübt und konnte dadurch nahezu jeden Läufer einholen der am Berg in meiner Sichtweite war. Dass ich diese dann bergab wieder ziehen lassen musste wurmte mich auf den ersten Kilometern noch etwas.

VP 4 und Drop Bag bei Lindemannsruhe

Bis zu meinem Dropbag bei Km 42 folgten noch zwei VPs mit Getränken. Auch wenn der Veranstalter des Pfalz Trail eigentlich die Mitnahme von 1,5 Litern Getränk empfahl war das bei dieser Dichte an VPs nicht zwingend nötig. Mit maximal 10 km zwischen den VPs ist der Pfalz Trail da sehr gut ausgestattet, bei warmen Wetter wäre die Situation aber bestimmt eine andere gewesen. Bis km 41, irgendwas, dem VP an dem ich meinen Dropbag liegen hatte flogen die Kilometer förmlich an mir vorbei.

Ich lief zwar relativ langsam aber dafür sehr locker und recht entspannt. Wenn meine Aufzeichnungen von letztem Jahr stimmen (da hatte der FR305 komische Sachen gemacht) dann war ich mit 4:59 bis fast auf die Sekunde gleich schnell unterwegs, was wiederum bedeutet dass ich im zweiten Teil nicht soviel Zeit verloren habe. Ich war in diesem Jahr zwischen 20 und 50 insgesamt 18 Minuten langsamer als 2013, konnte dann aber die restlichen Kilometer wieder ordentlich Zeit gut machen. 2013 war mir hintenraus einfach die Puste ausgegangen und mein Knie schmerzte und hinderte mich daran schneller zu sein. Das war dieses Jahr deutlich besser.

WP_20141011_023

Mittlerweile war die Sicht schon besser geworden, auch in der Suppenschüssel.
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 Egal ob man es als Sofa oder belegtes Brötchen interpretiert, es war schon sehr reizvoll die Strecke zu verlassen. 

 Leider habe ich es auch diese Jahr nicht geschafft die fiesen Treppen hinauf zum Rahnfelsen zu fotografieren und im Netz finden sich auch keiner Bilder davon. Aber glaubt mir…da sind Treppen und zwar ganz fiese.

VP Rahnfels

Der VP davor ist bei km 67 und „glücklicherweise“ gab es dort Vollverpflegung inkl. Weizenbier. Als es mir dämmerte dass jetzt ja dann gleich der ekelige Anstieg kommen würde, hatte ich mir den Magen schon zu voll gehauen und sollte bitter bereuen. Die nächsten 5 km kämpfte ich mit der Übelkeit und war froh dass Philipp sich mehr mit den beiden anderen Läufern unterhielt als mit mir.


Philipp hatte ich kurz zuvor am Berg eingesammelt was ihn dazu verleitete sich mit mir zu unterhalten, es ging ihm zu dem Zeitpunkt nicht sonderlich gut und er dachte ernsthaft ans Aufgeben. Im Gespräch erfuhr ich dass er kurz zuvor den Heidelberg Trailmarathon gewonnen hatte den er eigentlich nur als Trainingslauf für den Pfalz Trail laufen wollte. Und genau das liebe ich so sehr an den Ultraläufen. Erstens werde mit jedem Startschuss die Karten neu gemischt und zweitens ist man nur weil man bei km 60 total fertig ist eben noch lange nicht am Ende.


Philipp war im letzten Jahr nach 9:45 ins Ziel gekommen und lag als wir uns trafen schon deutlich hinter dieser Zeit zurück. Ich glaube das demotivierte ihn etwas und die Gesellschaft tat ihm gut, wobei ich zugeben muss dass ich eher nicht der bin der viel spricht auf den langen Läufen. Außerdem hatte ich seit km 50 Musik auf den Ohren. Es kam wie es kommen musste, Philipp erholte sich und kam noch 10 Minuten vor mir ins Ziel. 

Im Gegensatz zum Vorjahr ging es mir auf den letzten Kilometern noch einmal erstaunlich gut so dass ich in der Lage war ganze 10! Läufer ein zuholen. Natürlich wurde ich von den Läufern die hinter mir liefen und die ich bergauf noch distanziert hatte auf den letzten Kilometern wieder eingeholt. Es ging mir da einfach zu viel bergab, keine kleine schmalen Trails auf denen ich mich hätte breit machen können um ein Überholen zu verhindern sondern eben breiter Wege.
Die wirklich steilen Stücke fehlten „leider“ komplett, wobei ich ab km 74 auch merkte dass meine Beine bergauf einfach nicht mehr so wollten wie ich. Als ich dann endlich wieder aus dem Wald kam und in Hertlingshausen einlief, noch ein gutes Stück vom Ziel entfernt kamen sämtliche Gefühle hoch.

Es ist einfach toll wenn einem Menschen die ganz offensichtlich nichts mit Sport geschweige denn dem Ultrasport zu tun haben zu jubeln und applaudieren. Wenn man von MTBlern im Wald überholt wird die ganz offen und ehrlich ihre Hochachtung zum Ausdruck bringen. Wenn man von einem Quadfahrer den Daumen hoch gezeigt bekomme während er einem überholt. Klar, Zuspruch hört man oft, wer kennt diese „hopp hopp hopp“ und „schneller“ Rufe nicht?

Aber im Gegensatz zu diesen Sprüchen war gestern jeder Applaus den ich und all die anderen bekamen doch auch tatsächlich ernst gemeint. Carlsberg und Umgebung lebt diese Veranstaltung, jeder freiwillige Helfer der sich die Füße im Wald in den Bauch steht um Nummer abzuhaken damit wir nicht verloren gehen, uns die Flaschen auffüllt oder einen Stuhl anbietet damit wir Pause machen können macht das weil er es so will. Dafür möchte ich euch danken, denn ohne euch wären die 86 km um einiges länger als sie es eh schon sind. 

Finish in Hertlingshausen

Nach 11:38:36 lief ich in Hertlingshausen durch den Zielbogen, am Straßenrand standen noch immer Passanten und applaudierten. Ich war trotz wirklich schlechter Vorbereitung 18 Minuten schneller als bei meinem Debüt und ich war so viel entspannter als das Jahr davor. Ich lief als 45. gesamt durchs Ziel was bedeutet dass ich noch in der vorderen Hälfte des Finisherfeldes ankam. Die Abkürzer mit dazu gezählt, denn auch 72 km sind eine Menge Holz und müssen erstmal gelaufen werden.    

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Im Ziel gönnte ich mir dann erstmal das obligatorische Erdinger, schon ein klasse Marketing dass dieses Getränk ja mittlerweile genauso zum (Lauf)Sport gehört wie Schuhe….

Was bleibt zu sagen?

 Der Lauf hat wieder richtig Spaß gemacht, die Strecke war toll und die Helfer sowieso. Komme ich 2015 wieder? Der Lauf hat jedenfalls das Potenzial auf die Liste der wenigen Läufe die ich 2015 machen möchte zu kommen. Empfehlen kann ich den 4. Saxoprint Pfalz Trail auf jeden Fall schon jetzt, eine Reise in den Pfälzer Wald lohnt sich immer!

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2 Gedanken zu „3. Saxoprint Pfalz Trail“

    1. Hallo Bussi,

      bei meinem Tempo ist das schon garnicht mehr so die riesen Leistung. Da zählt nur ob man beißen kann oder nicht, wer Marathon laufen kann, kann auch Ultra laufen :)
      Immerhin kannte ich die Distanz und Strecke schon, du hast dich auf neues Terrain gewagt. Die Krämpfe so kurz vor dem Ziel waren garantiert extrem gemein. Da wähnt man sich endlich „in Sicherheit“ und dann das :)

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Sascha Rupp

Sascha Rupp

Ich laufe gerne weit und lange, mittlerweile fast ausschließlich abseits der Straße und meist weit weg von Asphalt. Trailrunning ist meine Art zu laufen, denn auf dem Trail oder im Wald, da finde ich Ruhe und Entspannung. An Bestzeiten bin ich nicht interessiert, Distanz ist, was mich reizt.Autorenbeiträge anzeigen

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