Dieser Beitrag wurde am 13. Dezember 2016 veröffentlicht und zuletzt am 31. Oktober 2022 von Sascha aktualisiert
- Die Kleiner-KoBoLT Saga – gemeinsam stark! Teil 1 Prolog
- Die Kleiner-KoBoLT Saga – gemeinsam stark! Teil 2
- Die Kleiner-KoBoLT Saga – gemeinsam stark! Teil 3
- Die Kleiner-KoBoLT Saga – gemeinsam stark! Teil 4 bis in Ziel
- Die Kleiner-KoBoLT Saga – gemeinsam stark! Teil 5 Epilog
VP1 Rheinbrohl bis VP2 Erpeler Ley km 54
Wenn ich an den VP2 zurück denke muss ich immer etwas lächeln. Grund hierfür ist neben der liebevollen Betreuung allerdings die Aussprache von Frau Laufstrumpf. Den Begriff „Ley“ oder „Lay“ kennt man in Berlin natürlich nicht. Dort gibt es wohl keine „Felsen“ oder „Felsbrocken“ denn genau das bedeuten diese Begriffe. Ausgesprochen wird es übrigens „LEI“ meine Liebe ;)
Egal, weiter im Text.
Wir verließen also den VP in Rheinbrohl und liefen in Richtung Bad Hönningen wo uns Torsten Franz wieder einholte. Ihn hatte wir auch beim VP getroffen wo er noch unter den Top 5 auf der KoBoLt Strecke lag. Auch er wollte eigentlich nur ankommen der alte Tiefstapler.
Er überholte uns im Laufschritt während wir im strammen Gehtempo weiter zogen, was sich hier so langsam andeutet sollte bald unser normales Tempo werden. Im Ort sahen wir ihn dann unter einer Laterne stehen und irgendwie mit seinem Handy hantieren, da er sich vorher schon mal verlaufen hatte, dachte ich er würde die Strecke kontrollieren aber nein er musste seine Position auf Facebook durchgeben. So viel Zeit muss sein und sein Ergebnis hat es dann auch nicht wirklich verschlechtert.
Ich glaube ich erzähle keinen Blödsinn wenn ich sage dass es ab hier wirklich zäh wurde. Die Anstiege gingen wir eh von Anfang an, jeder so schnell er konnte und ich wartet spätestens oben auch meine Partnerin. Es ist einfach von Vorteil wenn man die Höhenmeter quasi vor der Haustüre hat und ein Körper verlernt das nicht so schnell, egal wie das Training in der direkten Vorbereitung aussah. Die wenigsten Anstiege wäre ich im Training auch wirklich gelaufen, auf einem 100er gehe ich aber grundsätzlich bergauf. Alles andere würde mich nur frühzeitig aus dem „Rennen“ katapultieren, so ehrlich bin ich zu mir selbst wenn ich das schreiben. Ich bewundere Frau Laufstrumpf immer wieder dafür wie sie sich ohne entsprechende Trainingsmöglichkeiten in der näheren Umgebung auf solche Dinger vorbereitet. Und eines ist klar, auch im Wandertempo bleibt ein Anstieg ein Anstieg den man erstmal bewältigen muss.
Kurz nach Kasbach verabschiedete sich dann meine Fenix mit leerem Akku. Ich hatte die noch vorhandene Akkukapazität etwas überschätzt, die Fenix 1 ist nicht mehr ganz so stark was die Laufzeit angeht. Nach guten 10 Stunden war erstmal Schicht im Schacht was allerdings nicht so dramatisch war denn im Dropbag wartete neue Energie.
Auf dem Weg zum VP2 dachte ich immer darüber nach wie er wohl so aussehen würde, immer hin lagen dort die Dropbags und es wäre von Vorteil wenn man sich dort in Ruhe umziehen könnte. Nicht dass ich das dem KoBoLt Team nicht zugetraut hätte, nicht falsch verstehen. Der Gedanke kam mir einfach und als wir in die Hütte eintraten waren alle Sorgen verflogen.
Es war trocken, die Feuerstelle mitsamt tollem Kamin machte es herrlich warm und gemütlich. Das Team um Stefan sorgte sich um jeden der dort zu Gast war. Das hatte so überhaupt nichts von einer der üblichen (kommerziellen) Veranstaltungen. Solche VPs sind immer wieder die Kleinigkeiten die einen Lauf perfekt machen, anders und speziell. Man kommt rein, der Dropbag liegt schon bereit und wird angereicht. Wenn man einen Kaffee, eine Stärkung oder etwas andere möchte, dann bekommt man es angereicht. Man muss einfach nur Laufen und sich erholen.
VP2 bis VP3 Rhöndorf Waldfriedhof km 83
Nach dem VP2 geht es dann auch schon los, das Siebengebirge macht sich langsam bemerkbar. Will heißen es wird welliger und die Anstiege werden länger, nach der Hälfte der Strecke umso mühsamer. Ich will mit nicht ausmalen wie sich das mit 40 oder sogar knapp 60 km mehr in den Beinen anfühlen mag. Das Höhenprofil zeigt recht deutlich was die Teilnehmer am Ende der Strecke erwartet, nämlich nicht weniger als 4 der höchsten Anstiege auf des Rheinsteigs. Erschwerend kommt noch dazu dass man dazwischen kaum Zeit hat sich auszuruhen, denn die Abstiege danach sind auch meist nicht ohne. Mit müden Beinen und müden Köpfen ein besonderes Schmankerl.
Die ersten 40-50 km liefen wir quasi noch ausschließlich das Tempo von Frau Laufstrumpf, auf dem Rest der Strecke wurde es aber auch immer mehr zu meinem Tempo. Irgendwann im Verlauf der Tour hatte ich meine Schuhe für eine Zeit wohl etwas zu eng geschnürt so dass die am Spann zu drücken begannen. Bis ich dann mit der richtigen Schnürung den Druck etwas vermindern konnte war es quasi schon zu spät. Mein linker Spann schmerzte bei jedem Schritt, besonders schlimm wurde es beim bergab laufen bzw. gehen. Dann nämlich wenn mein Fuß durch die Bewegung nach vorne in den Schuh gedrückt wurde. Ich war heilfroh dass ich meine Stöcke dabei hatte um mich darauf abzustützen, wer mich schon mal live bei Veranstaltungen gesehen hat weiß dass ich zu 99,9% ohne Stöcke unterwegs bin. Auch Frau Laufstrumpf war sichtlich überrascht als sie mich in Bonn damit vom Auto kommen sah. Wäre ich nur etwas besser vorbereitet gewesen, hätte ich die Stöcke daheim gelassen. Die schlechte Vorbereitung war also doch zu was nütze.
Jedenfalls war ich bergab echt langsam, so langsam dass mir Franzi immer wieder davon lief und hinter so mancher Kurve verschwand. Auf den wenigen flachen und den zahlreichen Bergaufpassagen konnte ich ihren Vorsprung aber dann doch aufholen. Aufholen musste ich wirklich oft, jedes Mal wenn ich Fotos schoss oder austreten musste lief sie nämlich weiter um nicht aus dem Rhythmus zu kommen. Kannten wir beide ja schon vom Rennsteig und dem Brockenmarathon, nur konnte ich beim kleinen Kobolt nicht mehr ganz so schnell hinter her rennen.
Wir hatten beide zwischenzeitlich ein paar Tiefpunkte gehabt, konnten uns daraus aber immer wieder befreien so dass wir weiterlaufen konnten. Ich hatte zwei ziemlich lästige Tiefpunkte, den ersten wohl so zwischen 2-3 Uhr, wo ich mal wieder echt müde wurde. Kein Wunder, waren wir da doch schon 12-13 Stunden unterwegs. Allerdings beschränkte sich die Müdigkeit bei mir darauf mich einfach nur naja müde werden zu lassen. Klingt komisch ich weiß. Schlimm wurde es für mich dann noch mal zwischen 5-6 Uhr, da wäre ich wie beim Rheinburgenweglauf so weit gewesen dass ich mich einfach irgendwo hätte hinlegen können. Zu dem Zeitpunkt war ich knapp 24 Stunden wach und total erschöpft.
Zu meinem Glück kamen wir kurz danach auch schon am dritten und letzten VP an wo mich eine Stimme mit „Hallo Sascha wie gehts dir?“ begrüßte. Ich war kurz etwas irritiert und hatte irgendwie nicht damit gerechnet Achim genau hier zu treffen. Er sah mir die Verwirrung wohl an und sagte Hey ich bin es, Achim“. Schön bekannte Gesichter ganz unerwartet an den VPs zu sehen. Achim organisiert zusammen mit Tom (den ich auch überraschenderweise an dem Tag noch treffen sollte) den RheinBurgenWegLauf den ich jetzt auch schon zweimal laufen durfte. Ihn hatte ich bei meinem DNF im Sommer mitten in der Nacht aus dem Bett geklingelt und er sammelte mich irgendwo abseits der Strecke ein. Jetzt stand er hier und brachte mir eine Suppe. Toll. Einfach toll. Das ist das was ich meine wenn ich des öfteren von dieser „Ultrafamilie“ spreche. Bekloppte wie Achim stehen mitten in der Nacht, wenn es sein muss bei miesestem Sauwetter mitten in der Pampa und reichen anderen Bekloppten eine heiße Suppe. Und warum? Weil sie es gerne tun.