Dieser Beitrag wurde am 9. November 2020 veröffentlicht und zuletzt am 31. Oktober 2022 von Sascha aktualisiert
Am Wochenende wollte Michael beim „Unfug Ultra“ im Westerwald starten, da dieser leider wie so vieles dieses Jahr ausfallen musste, suchte er relativ spontan eine Alternative und rief zum gemeinsamen Gruppenlauf auf dem Moselsteig auf. Moment, ein Gruppenlauf Anfang November 2020? Richtig. Sehr ungünstiger Zeitpunkt, den wir befinden uns ja aktuell wieder in einer Phase der Pandemie in der es gilt Kontakte zu beschränken, Abstand zu halten und verantwortungsvolles Verhalten an den Tag zu legen.
Aus dem geplanten Gruppenlauf wurde also „nur“ ein Treffen zwischen Michael und mir, unser erstes nebenbei erwähnt.
Die Einladung passte mir ganz gut, denn eigentlich stand ja in guter alter Tradition Ende November der KoBoLT auf dem Rheinsteig an. Da ich 2020 aber bekanntlich nicht wirklich lange Läufe absolviert hatte, wollte ich so kurz vorm KoBoLT mal schauen wie es mir dabei ergehen würde.
Geplant waren von Michael etwas um die 55 Kilometer auf dem Moselsteig, von Cochem bis zu ihm nach Hause mit einem kurzen Abstecher auf etwas der Hälfte der Strecke durch sein Heimatdorf zu seinen Eltern. Da ich den Moselsteig schon öfter unter mein Profil genommen habe und ihn für einen idealen Trailspielplatz halte, sagte ich natürlich zu.
Mein Tag begann also am Samstag um 4:30, denn mit dem Auto brauche ich knapp 60 Minuten bis zu Michael und wir wollten zeitig los.
Cochem – versunken im Nebel
Nach einer kurzen Fahrt mit dem Zug von Michael aus nach Cochem, trabten wir auch schon los in Richtung Moselsteig. Die Sonnen war schon aufgegangen, die Mosel lag allerdings noch in tiefem Nebel. Recht typisch für die Jahreszeit, der Wetterbericht sagte allerdings bestes, sonniges Wetter und annehmbare 12 Grad voraus.
Ich kannte die Etappen ab Cochem schon relativ gut, denn hier war ich schon des Öfteren unterwegs gewesen. Bisher allerdings immer in der umgekehrten Richtung, denn in der Regel lief ich moselabwärts auf Koblenz zu. Immer wieder interessant, wie sich Streckenabschnitte verändern, wenn man sie mal andersherum läuft.
Nach etwa 8 Kilometern kamen wir zum BREVA Wein und Weg – Wanderweg, der auf seinen 3,1 km durch die Steillage des Valwiger Herrenberg einen wunderbaren Blick in das Moseltal bietet. An diesem Tag gab es aber leider dank Nebel nicht wirklich viel zu sehen. Der BREVA ist einer von vielen liebevoll gestalteten Teilabschnitten auf dem Moselsteig, fast in jedem Örtchen machen sich die lokalen Winzer (und wirklich jeder Ort hat davon mindestens einen!) Gedanken darüber, wie man den Wanderern und Gästen den Aufenthalt möglichst angenehm gestalten kann. So findet man neben vielen Lehrtafeln auch kleine Schutzhütten, Bänke mit toller Aussicht oder auch mal Minivinotheken in denen man gegen einen freiwilligen Obolus den lokalen Wein probieren kann.
Beilstein – „Dornröschen der Mosel“
Erst ab Beilstein wurde der Nebel so langsam weniger und wir konnten immer weiter ins Moseltal hinab schauen. Im kleinen mittelalterlichen Örtchen Beilstein leben heute in etwa 140 Einwohner, die neben dem Weinbau auch den Tourismus für sich entdeckt haben. Kein Wunder bei der Kulisse. Bei meinen vergangenen Touren in der Gegend war das kleine Städtchen immer brechend voll mit Touristen aus nah und fern. Dieses Mal schlief das Dornröschen der Mosel allerdings noch.
Oberhalb von Beilstein thront die Burgruine Metternich, die wie alle Burgen an Rhein und Mosel immer einen Besuch wert sind. Leider bei gutem Wetter dann eben auch entsprechen überlaufen, dieses Mal hatten wir aber Glück und waren quasi alleine.
bis auf die FCB Mütze, ein netter Kerl der Michael ;)
Briederner Schweiz – fast verpasst
Kurz hinter Beilstein verpassen wir (mal wieder) einen Abzweig und landeten auf Asphalt am Moselufer. Ärgerlich, denn eigentlich freuten wir uns schon auf den nächsten Abschnitt. Wir fanden dann doch noch einen Aufstieg und kamen glücklicherweise direkt vor dem Eingang zur Briederner Schweiz wieder auf den Moselsteig. Die Navigation per Wurm oder Krümelnavigation hat leider so ihre Schwächen und so bogen wir ein paar Mal an kniffeligen Stellen falsch ab. Das verdarb uns aber im Endeffekt auch nicht den Spaß.
Wundert euch nicht über die vielen grünen Blätter an den Bäumen, die Bilder sind von meiner letzten großen Tour auf dem Moselsteig. Es ist durchaus von Vorteil, wenn man öfter dort unterwegs ist, dann spart man sich jedes Mal Fotos zu machen und kann den Trail besser genießen.
Nach dem uns der Trail kurz vor Briedern ausspuckte, ging es erst einmal wieder durch die Weinberge und die Orte Mesenich und Senheim. Hier waren meine Beine dann ehrlicherweise schon ziemlich beansprucht, um es mal vorsichtig auszudrücken. Das fehlende Langstreckentraning machte sich bemerkbar und ich hatte mehr und mehr das Gefühl Michael aufzuhalten. Er hatte ein gutes Jahr in dem er seinen ersten Ultra über 120 Kilometer auf dem Mosel-Our-Weg absolvierte hinter sich und definitiv die besseren Beine.
Der Calmont – hoch über der Mosel
Auf den Calmont freute sich Michael schon den ganzen Tag, das war sicher. Nach einer kurzen Rast bei einen Eltern um dort die Getränke aufzufüllen liefe in wir in Richtung des Randhöhenzug und Weinbergs oberhalb von Ediger-Eller. Der Calmont besitzt mit dem Bremmer Calmont und dem Ellerer Calmont zwei Weinbau-Einzellagen, die mit Hangneigungen bis über 65 Grad zu den steilsten Lagen der Erde zählen.
Durch den Calmont führt auch ein toller aber sehr anspruchsvoller Klettersteig, der auf Grund einiger Leitern nicht für Hunde und kleine Kinder geeignet ist. Da ist es zum Teil echt sehr steil und man benötigt dort definitiv eine gute Trittsicherheit. Ach und Höhenangst sollte man da auch nicht haben.
Schon als wir den Calmont erst von weitem sahen, konnten wir erkenen, dass wir da wohl nicht ungestört sein würden. Der Parkplatz in Ediger-Eller war gut gefüllt mit Autos aus der Region und darüber hinaus, bei dem Wetter auch kein Wunder.
Da ich bisher immer erst in Ediger-Eller eingestiegen bin, kannte ich den Klettersteig nur aus Erzählungen. Was ich dann dem Tag dann aber bei Kilometer 30 unter die Stollen bekam, hat sehr viel Spaß gemacht. Absolut lohnenswert dieser Abschnitt, auch wenn ich größtenteils nur noch in der Lage war Proletenintervalle auf den Moselschiefer zu brennen. Viel kam spätestens nach dem Klettersteig nicht mehr von mir. Michael trabte indes weiterhin scheinbar locker dahin.
Buchsbaumallee über Sankt Aldegund
Oberhalb Sankt Aldegund bogen wir auf den Kulturweg „Felsen.Fässer.Fachwerk“ ab, wieder ein der kleinen aber feinen Wanderwege oberhalb eines Winzerdorf. Insgesamt ist der Weg gute 9 Kilometer lang und führt unter anderem durch einen wunderschönen Buchsbaumhohlweg. Erstaunlich wie ruhig es dort zwischen den immergrünen Buchsbäumen war.
Das Ende der Tour in Bullay
Mein Ende der Tour sollte dann oberhalb von Alf besiegelt sein, hier war mir endgültig klar, dass ich es nicht mehr bis zum ursprünglich geplanten Ziel schaffen würde. Die Tatsache dass wir das Auto in Bullay stehen hatten, machte mir die Entscheidung wohl auch noch etwas leichter.
Michael versuchte mich noch mit der Aussicht auf Kaffee und Kuchen zu motivieren, aber seine Mühen waren vergebens (und Kaffee und Kuchen gab es dann trotzdem). So nahmen wir ab Alf dann den direkten Weg auf dem Moselradweg am Ufer rüber nach Bullay. Das erste was Michael dabei auffiel, war der Verkehr. Wir waren den ganzen Tag in der Ruhe der Wälder und Weinberge unterwegs gewesen, außer dem Rascheln unsere Schuhe m Herbstlaub waren wenige Geräusche zu hören.
Nach 44 Kilometern und 1300 Höhenmetern stoppte ich meine Uhr und war froh die Einladung angenommen zu haben. Wieder einmal hat sich der Spruch „Laufen verbindet“ bewahrheitet und auch der Blog hat da seinen Teil dazu beigetragen. Ohne den Blog wäre Michael nicht zum Leser und später zum Gastautor auf TrailRunnersDog geworden und ohne diesen Kontakt wären wir mit Sicherheit auch nicht zusammen gelaufen. Vielen Dank auf für Kaffee und Kuchen im Anschluss!
Eines stand am Ende der Tour für uns beide fest; das werden wir definitiv wiederholen! Und dann Michael, habe ich auch die Beine für die ganze Tour, versprochen!
Die Tour bei Komoot zum Nachlaufen
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Mein lieber Scholli, das war offenbar echt ne anstrengende Tour mit ordentlich Höhenmetern. Das kostet echt Power, da hoch. Grüße aus Sankt Aldegund.