Dieser Beitrag wurde am 25. Februar 2019 veröffentlicht und zuletzt am 31. Oktober 2022 von Sascha aktualisiert

„Du musst endlich was tun!“ „Wir machen uns doch nur Sorgen!“ Typische Aussagen meiner Familie zu meinem Gewicht Anfang 2015. Damals kamen die Sorgen und mahnenden Sätze nicht bei mir an. Es machte nicht Klick. Auch der Blick in den Spiegel änderte nichts an meinem Lebensstil.

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Extrinsisch versus intrinsisch

Ich mochte mich nicht – aber ich hatte meine Hunde. Und ihnen war es egal, wie viel ich wog. Hauptsache ich war lange mit ihnen in der Natur unterwegs und bereit für jede Schandtat. Das war ich. Zumindest bis Abby mich mit ihren kraftvollen 6 Kilogramm auf dem vereisten Acker zu Fall brachte. Ich flog gelinde gesagt auf die Fresse und kam alleine kaum auf die Beine. Ich spürte mal wieder, wie ich immer weniger Kontrolle über meinen Körper hatte. Ich kam mir vor wie ein dicker fetter Käfer auf dem Rücken, der nicht mehr von alleine auf die Beine kam. Gut, dass mich niemand gesehen hatte.

So konnte es nicht weitergehen. Aber wie anfangen? Schließlich muss es schnell gehen. Und einfach. Am besten sofort. Aber es ging ja nicht nur um 10 oder 20 Kilogramm. Eigentlich müsste ich mich halbieren.

Ach wie schön wäre es, einfach sportlich zu sein. Laufen zu können und dabei auch noch Spaß haben. Tanzen zu können und dabei vielleicht auch noch gut auszusehen. Ich weiß nicht mehr genau, was es war. Vielleicht der Film mit Channing Tatum in Step Up? Gott, konnten die toll tanzen.

Aller Anfang ist schwer, bis es leicht ist

Wie so oft zu Neujahr sprudelte es vor lauter Challenges auf Facebook. Am meisten begeisterte mich die Smoothie-Challenge. Jeden Morgen püriertes Grünzeug mit Obst. Außerdem will ich auch endlich laufen können. Mit meinen Hunden versteht sich.

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Wer jetzt denkt – oh mein Gott, diese armen kleinen Hunde – dem sei gesagt, dass ich anfangs von ihnen ausgelacht wurde, als ich anfing, 10 Sekunden in Gummistiefeln zu rennen. Ihre kurzen Füße legten einfach einen schnelleren Trab ein und schon kam ich aus der Puste. Gepackt vom „Ich will das aber!“, lies ich mich nicht beirren. Ich lief, wie ich konnte. Und ging, wenn es nicht mehr anders lief. Damit ich trotzdem in Aktion blieb, boxte ich während der Gehpausen in der Luft herum oder machte andere Armübungen.

Wenn drei Hunde sich einig sind, dass es etwas Wichtiges zu beschnüffeln gab, dann konnte (oder wollte) ich sie nicht umstimmen. So standen wir in der Gegend rum. Die Hunde. Ich machte Kniebeugen, oder Liegestütze an irgendwelchen Bäumen. So lange, wie ich eben konnte.

So ging das ab dann. Morgen für Morgen 4.30 Uhr aufstehen, anderthalb Stunden „Sport“ mit den Hunden und danach in aller Ruhe den verdienten Smoothie schlürfen. Montags bis freitags. Irgendwie war es cool. In der Dunkelheit den eiskalten Atem zu sehen, Sternschnuppen zu entdecken, während man gerade aus dem letzten Loch pfeift. Das gab mir so viel, dass ich noch mal beschleunigte und noch mal 5 Sekunden länger lief.

Die Hunde haben das Sagen

Egal, wie langsam ich laufen muss, meine oberste Regel ist und bleibt: Die Hunde haben das Sagen. Wenn sie rennen wollen, nutze ich die Chance. Wenn sie jeden Grashalm ausgiebig lesen möchten, dann werde ich kreativ mit Kraftübungen. Ich finde es ein absolutes No Go, den Hund hinter sich her zu schleifen. Wir geben zu 99% den Tag des Hundes vor. Wann gehen wir Gassi, wohin gehen wir, wie weit darfst du da gehen, was gibt es wann zu futtern, und so weiter.

Unsere Hunde können uns nicht mitteilen, dass sie aus der Puste sind, oder dass heute die Hüfte schmerzt oder der Kopf spannt (ja, auch Hunde können Kopfschmerzen haben). Sie laufen uns hinterher, weil sie es müssen. Leider sehe ich viel zu oft Hunde, die dabei keinen Spaß haben. Sie rennen oft verzweifelt dem fahrradfahrenden oder davonsprintenden  Halter hinterher und kommen kaum dazu, ihre Umwelt wahrzunehmen. Was soll das? Das ist alles, aber nicht hundegerecht!

Egal wie schnell du läufst: Wenn dein Hund anhält, dann hältst du auch an. Lass ihn in Ruhe seine Notdurft verrichten, räume sie weg und dann lauft ihr gemeinsam weiter. Wenn dein Hund eine wichtige Mitteilung seines Konkurrenten liest, dann ziehe die Knie hoch und trabe auf der Stelle. Oder trainiere deine Laufmuskulatur mit dem Hopserlauf. Das ABC-Training sollte sowieso regelmäßig auf deinem Plan stehen.

Anfangs fanden es meine Hunde ein bisschen bedrohlich, wenn ich plötzlich in ihrer Nähe auf und ab hüpfte und dabei auch noch schnaufte. Ich merkte, wie sie dann erst recht vertieft schnüffelten, die Ohren etwas anlegten oder die Rute ein bisschen an den Körper drückten. Sie zeigten deutlich Beschwichtigungssignale. Alle drei waren aus dem Tierschutz und hatten jahrelang schlechte Erfahrung mit Menschen gemacht und meine Körpersprache wirkte ungewollt alles andere als defensiv. Ich wollte meine Hunde nicht bedrohen, sie sollten doch Spaß haben.

Also gab es für die nächste Zeit immer ein paar Leckerlis. Sobald ich anfing, komische Dinge zu tun, bekamen meine Hunde einfach ein paar Würstchen oder Kekse. Sie lernten, dass diese bedrohliche Situation nichts Schlimmes war, sondern etwas Tolles.

Wenn du also deinen Hund zum Laufen mitnehmen möchtest, dann sorge dafür, dass er genauso viel Spaß hat, wie du. Nimm Rücksicht auf seine Bedürfnisse, leg die ein oder andere Kraftübung für eine Schnüffelpause ein und lass doch einfach mal deinen Hund die Strecke aussuchen.

Habt einfach gemeinsam Spaß!

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Susanne Brettschneider

Susanne Brettschneider

Susanne ist Hundetrainerin, Hundeläuferin und Laufanfängerin. Hier berichtet sie von ihren Läufen mit ihrer Hündin Stella und verrät uns dabei Tipps und Tricks aus dem Hundeläuferalltag.View Author posts

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